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11.08.2012 Berliner Abendblatt Ausgabe Reinickendorf online Version Print Version als PDF

Peter-Witte-Schule ist gerettet

Zweites Gutachten: Brandschutz längst nicht so mangelhaft wie vermutet

Reinickendorf. Grundschule wird doch nicht geschlossen. Diese Nachricht ausdem Reinickendorfer Bezirksamtsorgte am vergangenen Wochenende für Erleichterung bei Lehrern, Eltern und Kindern.

 

Wie berichtet, sollte die Schule an der Rathauspromenade aus brandschutztechnischen Gründen dichtmachen. Doch ein neues zweites Gutachten besagt: Der Sanierungsbedarf ist lange nicht so hoch wie angenommen.

Die Hiobsbotschaft erreichte die Eltern und Lehrer am letzten Tag vor den großen Ferien. Ein Gutachter hatte gravierende Mängel beim Brandschutz kritisiert. Rund 6,5 Millionen Euro würde eine umfassende Sanierung des 40 Jahre alten Gebäudes kosten, schätzte man. Daraufhin kündigte das Bezirksamt an, die Schule in zwei bis vier Jahren zu schließen.

Es folgten lautstarke Proteste. Die Eltern und das Lehrerkollegium fürchteten um das erfolgreiche pädagogische Konzept, sollte ein Einschulungsstopp verhängt und die Kinder auf andere Einrichtungen verteilt werden. Sie verwiesen darauf, dass die Peter-Witte-Schule dringend gebraucht werde – sie ist eine von nur drei Reinickendorfer Schulen mit einem gebundenen Ganztagsbetrieb. Der bezirkliche Bildungs- und Bauausschuss trat trotz Sommerpause zu einer Sondersitzung zusammen und beriet.

Schließlich gab Bezirksbürgermeister Frank Balzer ein zweites Gutachten in Auftrag. „Es kommt zu einer diametral anderen brandschutztechnischen Beurteilung“, erklärt er. Danach brauche man nur 2,5 Millionen Euro, um die Schule auf Vordermann zu bringen. „Das kann und will der Bezirk stemmen“, so Balzer. Der Erstgutachter habe inzwischen – konfrontiert mit den neuen Ergebnissen – seine Einschätzung zum Teil zurückgezogen. Das Rechtsamt prüfe nun, ob man ihn auf Schadenersatz verklage.

Der Bürgermeister, Schulstadträtin Katrin Schultze-Berndt und Baustadtrat Martin Lambert bedauern zwar, dass sie die Eltern und Lehrer verunsichert haben, verteidigen aber ihr Verhalten. „Beim damaligen  Kenntnisstand konnte keine andere Entscheidung getroffen werden“, so Lambert.

Kritik kommt von der SPD. „Ohne das entschlossene Engagement der Lehrer und Eltern wäre das Bezirksamt wohl brav dem falschen Gutachten gefolgt“, sagt der Fraktionsvorsitzende Gilbert Collé. Es sei kein Ruhmesblatt gewesen, „ohne Diskussion in den zuständigen Gremien die Schließung zu verkünden und Eltern und Kollegium einenTag vor Ferienbeginn vor den Kopf zu stoßen.“

CDU und Grüne – sie bilden eine Zählgemeinschaft im Bezirk – zeigten sich „entsetzt“ über die offensichtlichen Mängel des Erstgutachtens. „Dieser unerhörte Vorgang muss umfassend aufgeklärt werden“, so Stephan Schmidt, Fraktionsvorsitzender der CDU. Gesprochen werden müsse auch über den grundsätzlichen Umgang des Bezirksamts mit gutachterlichen Stellungnahmen. susch

Es gibt viele außergewöhnliche Projekte an der Peter-Witte-Schule – eines stellen wir Ihnen auf Seite 5 vor.

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