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Stellungnahme der Schulleitung und des gesamten Kollegiums der PWS auf der gemeinsamen Sondersitzung von Schul- und Bauausschuss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 26.06.2012

Schließung der Peter-Witte-Schule

Am Montag, dem 18.6.2012 um 13.00 Uhr, erfuhren die Schulleitung und die GEV-Vorsitzende der Peter-Witte-Schule von der Bezirksstadträtin Frau Schultze-Berndt, dass unsere Schule einer Schließung entgegen gehen soll.
Da dies niemals zuvor auch nur ansatzweise im Gespräch war, kam es für uns alle völlig überraschend und traf uns somit wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Dass wir in diesem Jahr das letzte Mal Schülerinnen und Schüler an der Peter-Witte-Schule einschulen, hat uns entsetzt und wir möchten dringend darum bitten, diese Entscheidung (die innerhalb weniger Tage gefallen sein soll?) grundlegend zu überdenken.
Ich möchte an dieser Stelle einige Argumente für den unbedingt notwendigen Erhalt dieser Schule vortragen, denn finanzielle Überlegungen dürfen nicht das Maß aller Dinge sein!

 

  • Reinickendorf hat über 30 Grundschulen; davon sind nur 3 gebundene Ganztagsschulen – eine davon ist die Peter-Witte-Schule; gebundene Ganztagsschulen sollen die Schulform der Zukunft sein!
  • Wir sind zudem nicht nur „irgendeine" Schule, sondern Zeitungen haben uns zur „beliebtesten GS in Reinickendorf" gekürt, wir haben in jedem Jahr mehr Anmeldungen von Lernanfängern als Kapazitäten vorhanden sind (wir müssen die Lernanfänger in jedem Jahr auslosen!) und auch während der laufenden Schuljahre gibt es immer wieder zahlreiche Ummeldungswünsche zu unserer Schule. Schon jetzt haben wir Bewerbungen für das Schuljahr 2013/14; wir hätten auch nichts dagegen, 3-zügig zu werden!
  • In den letzten Jahren sind von verschiedenen Seiten aus viele Gelder in die Peter-Witte-Schule geflossen:So wurde z.B. der Schulhof durch EU-Gelder (!) in eine Art Abenteuerspielplatz umgerüstet, der Förderverein bzw. die Elternschaft hat eine fünfstellige Summe in Spiel- und Sportgeräte investiert. Zudem wurden vor 2 Jahren die gesamten Sanitäranlagen im Schulgebäude erneuert.
  • Wir arbeiten stetig an der Qualitätsentwicklung unseres Unterrichts, an der Optimierung unserer Rhythmisierung und entwickeln innovative Konzepte. Unser umfassendes und fundiertes Schulprogramm mit den Schwerpunkten „Bewegung" und „gesunde Ernährung" wurde gerade erst evaluiert und fortgeschrieben. Es bietet ein breites Spektrum an hervorragenden Angeboten, was alles auch auf der Webseite der Schule zu sehen ist. Es kann hier nur in groben Zügen dargestellt werden: Wir bieten beispielsweise über 20 verschiedene Arbeitsgemeinschaften (tw. auch von außerschulischen Anbietern) und zahlreiche Freizeitaktivitäten an, um eine ausgewogene Rhythmisierung zwischen Unterricht und Freizeit zu gewährleisten. Wir möchten, dass sich alle Kinder hier wohl fühlen und diese Schule als Lern- und Lebensort genießen können.
  • Regelmäßig durchgeführte Projekte unterstützen die Umsetzung der Schulschwerpunkte: Z.B. die Antigewalt-Programme, die seit Jahren regelmäßig in den 5. Klassen in Zusammenarbeit mit der Polizei durchgeführt werden, die Ernährungsprojekte, die von einer geprüften Präventologin bzw. in Kooperation mit der AOK in den Klassen 1-3 stattfinden oder das psychomotorische Turnen für die SAPH. Auch das Projekt „Gute gesunde Schule" haben wir alle gemeinsam erfolgreich absolviert. Zudem nehmen unsere Schülerinnen und Schüler in jedem Jahr in großer Anzahl am Känguru-Wettbewerb teil.
  • Weiterhin bestehen enge Kooperationen mit außerschulischen Institutionen (z.B. Oskar lernt Englisch) und Sportvereinen (z.B. dem TSV Wittenau).
  • Die intensive Kooperation mit verschiedenen Kitas der Umgebung hat oberste Priorität; teilweise kommen Kinder aus 16 unterschiedlichen Kitas zu uns, so dass wir nur mit einigen sehr intensiv und effektiv zusammenarbeiten können. Hier gibt es viele Konzepte: So ermöglicht die Peter-Witte-Schule z.B. „Schnuppertage", um den Übergang in die Schule zu erleichtern. Die Kita in unserem Nebengebäude, welches von uns auch für den Freizeitbereich mitgenutzt wird, soll jetzt erweitert werden – umso unverständlicher wird es für uns, dass die Peter-Witte-Schule als direkter Partner keine Einschulungen mehr vornehmen soll...Das werden genau die Kinder sein, die bei uns in die Schule gehen wollen!!
  • Im sportlichen Bereich zeichnet sich die Peter-Witte-Schule – wiederum passend zu den Schulschwerpunkten – ganz besonders aus: Es werden Skitage, Waldlauf, Weihnachts- und Faschingsturnen uvm. durchgeführt. Es werden zahlreiche inner- und außerschulische Wettbewerbe bestritten - und das äußerst erfolgreich (so wurde die Schulmannschaft der Handballer gerade Berliner Vizemeister).
  • An der Peter-Witte-Schule erhalten seit mehreren Jahren Schülerinnen und Schüler der 5. Klassen durch 2 Kolleginnen (ausgebildete Mediatorinnen) eine Konfliktlotsenausbildung, um in den 6. Klassen dann als Konfliktlotsen tätig zu sein; dies hat sich als sehr effektive Gewaltprävention erwiesen!
  • Als besonderen Service bieten wir vor Ort eine Ergo-/Logotherapie an; Therapeuten einer Praxis kommen direkt in die Peter-Witte-Schule, womit Eltern und Kindern nach einem langen Schultag der Weg in eine Praxis erspart bleibt. (Dies zu realisieren war ein steiniger Weg mit vielen bürokratischen Hürden – unsere Elternschaft ist für diesen Service äußerst dankbar!!).
  • Die Peter-Witte-Schule misst auch dem Aspekt der Integration ganz besondere Bedeutung zu: Abgesehen von den zurzeit „offiziellen" 15 Kindern mit Integrationsstatus (darunter auch Lern- und geistige Behinderung!) werden auch andere Kinder, die besondere Betreuung oder Unterstützung benötigen, liebevoll von unseren zwei engagierten Sonderpädagogen betreut. Die Peter-Witte-Schule leistet also auch in diesem Bereich eine erfolgreiche Arbeit. Es werden innovative Konzepte erarbeitet, die sich bisher als sehr effektiv erwiesen haben (z. B. die Arbeit in einem Tonstudio; die so erstellten Hörspiele haben sogar schon Preise gewonnen!) oder die Teilnahme von Integrationskindern in der schuleigenen Band, die jedes Jahr u.a. auch erfolgreich auf dem Familienfest in Wittenau auftritt.
  • Eine weitere Herzensangelegenheit ist für uns die Ausbildung von jungen Lehrerinnen und Lehrern: Die kleine Peter-Witte-Schule hat zeitweise drei Lehreranwärter gleichzeitig, die vom Kollegium stets engagiert und intensiv betreut werden.
  • Weiterhin sind wir in der glücklichen Lage, einen perfekt funktionierenden Förderverein zu haben. Seit nunmehr 10 Jahren unterstützt er die Peter-Witte-Schule mit vielen großen und kleinen Dingen, die ohne ihn nicht möglich gewesen wären (Indoor-Kletterwand; Tunnelrutsche; Nestschaukel; Zuschüsse zu Klassenfahrten und vieles, vieles mehr).
  • Als Caterer wurde die Firma ABRAXAS bestimmt; sie wurde gerade erst neu für weitere 3 Jahre für die Peter-Witte-Schule ausgewählt. Dies ist ein Ausbildungsbetrieb, an den viele Lehrstellen angebunden sind. Wir arbeiten seit Jahren erfolgreich mit diesem Caterer zusammen; eine eigens eingeführte Essenskommission (Koch, Erzieher, Kinder...) trifft regelmäßig zusammen, um in demokratischer Weise über eine Optimierung des Schulessens zu diskutieren.
  • Ein Frühstücksangebot (gesundes Essen zum moderaten Preis) ergänzt den 2. Schulschwerpunkt; noch immer kommen Kinder leider ohne Frühstück in die Schule, die hier ihren Teil dazu beitragen kann, dieses Problem zu mildern.
  • Nicht zuletzt muss unbedingt erwähnt werden, dass das gesamte Team der Peter-Witte-Schule (Lehrer-/Erzieherkollegium, Elternschaft und nicht pädagogisches Personal) hervorragend miteinander kooperiert. Im Sinne unserer Schülerinnen und Schüler gehen wir in großer Offenheit miteinander um. Transparenz und Demokratie haben oberste Priorität: Alle 6-8 Wochen erfolgt z.B. ein Elternbrief mit allen Fakten; Gespräche werden grundsätzlich miteinander, nicht übereinander geführt. Auch unsere Schülerinnen und Schüler sind intensiv in Diskussions- und Entscheidungsprozesse mit eingebunden (z. B. durch regelmäßige Umfragen); es gibt seit Jahren sogar Schulsprecher, was eigentlich erst für den Oberschulbereich vorgesehen ist. Weiterhin haben wir an der SEIS-Umfrage teilgenommen (scheuen also auch keine Selbstevaluation) und sind stets miteinander im Gespräch.

All das hat auch die Schulinspektion im Jahre 2007 erkannt, in ihrem Bericht lobend hervorgehoben und uns in fast allen Bereichen mit der Bestnote beurteilt.

Dies kann bei der Entscheidung, eine perfekt funktionierende Schule zu schließen, nicht einfach außer Acht gelassen werden!

Unsere Forderung ist daher: Der Einschulungsstopp für das Schuljahr 2013/14 muss rückgängig gemacht werden!!! Und da die Anmeldungen bereits im November 2012 anstehen, ist Eile geboten.
Das, was als Kompromiss erscheinen soll, ist keiner: Die Schule zwei, event. noch vier Jahre „bestehen" zu lassen, ist illusorisch. Ab dem Zeitpunkt, wo keine Anmeldungen mehr erfolgen, wird die Schule zwangsläufig auseinander brechen. Eltern werden ihre Kinder abmelden (was ist das, vor allem für Lernanfänger, für eine Perspektive?), Beschäftigte werden sich nach einem neuen Arbeitsplatz umsehen, Gelder werden gekürzt und Aktivitäten reduziert werden.
Deshalb müssen wir auch für das übernächste Schuljahr Anmeldungen entgegen nehmen dürfen; dann kann in aller Ruhe und gemeinsam mit allen Beteiligten nach Alternativen gesucht werden. Vielleicht findet sich ja im Bezirk ein Gebäude, in dem der Betrieb geschlossen weiter geführt werden kann? Einen Fahrdienst zu organisieren, sollte nicht das Problem sein (der gebundene Ganztag beginnt und endet für alle Kinder zur selben Zeit!!).
Auch wenn möglicherweise das Gebäude der Peter-Witte-Schule geschlossen werden - die Schule selbst muss jedoch unbedingt bestehen bleiben!

Martina Hanelt
(Schulleiterin)
sowie das gesamte Kollegium der PWS